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Die Heinz-Galinski-Schule im Lockdown
01.Februar 2021 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde, Jugend
»David – Du musst Dein Mikrophon anschalten«, beide Zeigefinger sind auf die Ohren gerichtet, »David – ich hör Dich nicht.«
Mit Sätzen wie diesem starten derzeit die Unterrichtsstunden für unsere Schülerinnen und Schüler der Heinz-Galinski-Schule.
Wir sind im Lockdown – wieder einmal. Die Schulen sind geschlossen. Die Notbetreuung unterstützt Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Im Speisesaal sitzen nur fünf Schüler und die Kitakinder, die an den kleinen Tischen Platz nehmen.
Lehrer und Erzieher sitzen erneut in ihren Wohnungen vor ihren Computern und suchen den Kontakt zu ihren Klassen. Kinder beanspruchen die technischen Geräte ihrer Eltern für den Unterricht. Kommt uns bekannt vor? Ja – und doch ist vieles anders an der HGS als im Frühjahr 2020.
Wir haben die letzten Monate genutzt und gehen mit technischem und inhaltlichem Support in das Homeschooling, so dass die Kinder an drei bis fünf Onlinestunden täglich teilnehmen können. Neben den Hauptfächern wie Deutsch, Mathematik oder Science, wird in Musik gesungen und getanzt, in Kunst gemalt, in den Judaistikfächern werden die Hebräischkenntnisse erweitert und wird gemeinsam an den Festtagen gebetet und gefeiert.
Die Arbeit unserer Lernplattform ermöglicht Onlinekonferenzen in allen Klassenstufen, Gruppenarbeit unter den Kindern, Chats zwischen den Kollegen und die Bereitstellung und den Austausch von Material, vom Arbeitsblatt bis zum Erklärvideo. In diversen Schulungen wurden Lehrer und Erzieher in den technischen Finessen unseres Programms fit gemacht. Im Wust der Möglichkeiten schaffen wir es dabei manchmal uns selbst auszutricksen, so dass wir versuchen die Kommunikation mit einfachsten Handzeichen in Richtung der Kinder oder einer Hilfemail an den IT-Support wieder herzustellen.
Aber wir lernen dazu täglich. Und mit wir ist nicht nur das Kollegium der HGS gemeint, sondern vor allem die Schülerinnen und Schüler, die in dieser Zeit Fähigkeiten jenseits des normalen Schulalltags entwickeln.
Selbstständigkeit, Disziplin und Rücksichtnahme sind selbst bei unseren Erstklässlern in den Wochen des Lockdowns gewachsen, da Online-Unterricht sonst nicht möglich wäre. Sprechen 20 Kinder durcheinander oder hören sich nicht gegenseitig zu, ist ein Lernerfolg selbst bei dem versiertesten Pädagogen nicht denkbar. So ist die Zeit des Lockdowns, neben den großen Anstrengungen der Eltern und der Kollegen, auch eine Chance für unsere Schüler an den neuen Herausforderungen zu wachsen und an Selbstbewusstsein zu gewinnen. Schon jetzt erklären sich Schüler gegenseitig die Nutzung unserer Lernplattform. Sie planen selbstständig Onlinekonferenzen zum fachlichen Austausch oder um einfach in Kontakt zu bleiben und Klassenkameraden über das Internet zu treffen. Auf die bereits im November angekündigten mobilen Endgeräte aus dem Digitalpakt für Schüler, die keinen eigenen Computer zur Verfügung haben, warten wir immer noch. Aber wir hoffen weiter …
So und jetzt heißt es mal wieder: »Wir sind am Ende unserer Unterrichtsstunde. Macht bitte noch das Arbeitsblatt fertig. Wir sehen uns morgen.
Bitte auflegen, David! Auflegen! Tschüss und bleibt gesund.«
Inken Loesch, Schulleiterin HGS
jüdisches berlin
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