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Die Beratungsstelle »Ofek« stellt sich vor
01.Oktober 2021 | Beiträge – jüdisches berlin | Gesellschaft
OFEK e.V. ist eine Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung. Um ihre Arbeit etwas vorzustellen, haben die Beraterinnen aus dem Berliner Team – Ella Enzmann, Greta Golbereg, Sharon Burkhard und Tabea Adler – dem Antisemitismusbeauftragten der Jüdischen Gemeinde Sigmount Königsberg einige Fragen beantwortet.
Wie kam es zur Entstehung von OFEK?
OFEK e.V. entstand 2017 als Reaktion auf den sichtbarer werdenden Antisemitismus und die zunehmende Anzahl an Übergriffen. Es zeigte sich ein wachsender Bedarf an darauf spezialisierte Beratung. Es ging darum, einen Ort innerhalb der jüdischen Community zu schaffen, wo die Betroffenen mit ihren Erfahrungen gehört, gestärkt und begleitet werden.
Was sind eure Arbeitsgrundlagen?
Im Fokus steht das, was die Betroffenen selbst gerade brauchen, was sie von sich aus mitbringen, um mit der Situation umzugehen. Die sich daraus entwickelnden Handlungen und Wege sind die Grundlagen der Beratung. Wir beraten parteilich, vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Wir beraten alle Fälle, unabhängig ihrer strafrechtlichen Relevanz und immer auch unter Berücksichtigung familienbiographischer Erfahrungen.
Wer kann sich bei euch melden?
Einzelpersonen oder Angehörige, aber auch ZeugInnen von antisemitischer Gewalt und Diskriminierung. Wir beraten zu Antisemitismus in unterschiedlichsten Zusammenhängen, im Schulkontext, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, im privaten Umfeld, im Internet und in Behörden. Des Weiteren bieten wir Schulen, Vereinen, Verbänden oder Behörden Fachberatung nach antisemitischen Vorfällen an.«
Manchmal ist sich jemand nicht sicher, ob es sich bei einem erlebten Vorfall um Antisemitismus handelt. Kann er oder sie sich trotzdem melden?
Ja, genau dafür sind wir da. Wir unterstützen gerne bei der Einordnung, auch bei der strafrechtlichen Einordnung. Wenn Äußerungen oder Situationen negativ aufstoßen oder ein unangenehmes Gefühl auslösen, dann sind diese in jedem Fall ernst zu nehmen. Unsicherheiten in diesem Zusammenhang sind verständlich und nachvollziehbar. Nicht nur Gewalttaten hinterlassen eine Wirkung, sondern oftmals sind es eben auch unterschwellige, alltägliche Situationen, die in ihrer Summe Auswirkung haben können. Antisemitische Stereotypen und Chiffren sind zudem auch nicht immer leicht zu erkennen. Und die Einordnung wird zusätzlich durch den gesellschaftlichen Umgang mit Antisemitismus erschwert, durch fehlender Anerkennung und eine Normalisierung des Alltagsantisemitismus.
Wie sieht ein erster Kontakt zu OFEK aus? Und wie gestaltet sich der Beratungsverlauf?
Der Erstkontakt kann über die Hotline oder per E-Mail erfolgen. Je nach individueller Vereinbarung folgt der weitere Kontakt mit uns, bei dem mögliche nächste Schritte besprochen werden. Die Beratung ist auf Deutsch, Russisch, Englisch oder Hebräisch möglich. Das Anliegen und das Wohlbefinden der ratsuchenden Person stehen stets im Fokus. Im Zuge der Beratung kann es auch sinnvoll sein, in Absprache mit den Ratsuchenden andere Stellen hinzuzu- ziehen, zum Beispiel unser psychologisches oder juristisches Team oder auch andere Anlaufstellen. Das Ende der Beratung bestimmen die ratsuchenden Personen und wir gemeinsam.
Welchen Einfluss haben aktuelle Ereignisse und Entwicklungen auf eure Arbeit?
Zu Beginn der Corona-Pandemie erreichten uns zunehmend mehr Anfragen, da es zu mehrfachen Belastungen kam. Die Betroffenen mussten wie alle anderen mit den Folgen des Lockdowns und der Pandemie leben, auch eine Verdichtung der Gewalt und Diskriminierung erleben, vor allem durch die Zunahme an Verschwörungsmythen oder an Shoah- und NS-relativierender Sprache im Zusammenhang mit der »Querdenken«-Bewegung.
Persönliche Beratungsgespräche waren aufgrund der Pandemie in den letzten Monaten ausgesetzt. Aber die telefonische Beratung hat auch Vorteile. Ratsuchende können von überall her telefonieren und das Telefon bietet einen geschützten Raum, in dem man anonymer bleiben kann, wenn man möchte. Auch wenn wir uns freuen, wieder in Präsenz beraten zu können, bleibt die Telefonberatung weiterbestehen.
jüdisches berlin
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