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Das Neujahr der Bäume
01.Januar 1970 | Beiträge – jüdisches berlin | Feiertage
Gedanken zu Tu Bischwat von Gemeinderabbiner Boris Ronis
Tu Bischwat ist das Neujahrsfest aller Bäume und gilt eher als kleines Fest in unserer jüdischen Tradition. Unsere Überlieferung kennt vier Jahresbeginne: den 1. Nissan - Rosch Haschana für Könige, den 1. Elul - Rosch Haschana für die Zehntabgabe, den 1. Tischrej - Rosch Haschana für uns Menschen und den 15. Schewat - Rosch Haschana für Bäume.
Die Zeit um den 15. Schwat ist in Israel eine ganz besondere: wenn wir Europäer uns noch mitten im Winter befinden, geht die Regenzeit in Israel auf ihr Ende zu, und das Land blüht sprichwörtlich auf. Dementsprechend werden dort in dieser Jahreszeit Bäume gepflanzt.
Da wir diesen Brauch in der Diaspora Ende Januar nicht nachahmen können, unsere Verbundenheit zu Israel aber bekräftigen wollen, haben wir die Möglichkeit, stattdessen Geld zu spenden, damit in Israel Bäume gepflanzt werden. Viele Juden aus der ganzen Welt nutzen Tu Bischwat als Fest, an dem sie Geld für den Jüdischen Nationalfonds (Keren Kayemeth le-Israel) spenden – eine Organisation, die sich der Wiederaufforstung Israels und der Pflege seiner Wälder widmet.
Unsere besondere Beziehung zu Israel zeigen wir aber auch, indem wir einen Tu Bischwat-Seder feiern und von den sieben Arten essen, wie sie in der Tora beschrieben werden: »Ein Land des Weizens und der Gerste, des Weinstockes, des Feigenbaumes und des Granatapfels, ein Land der Olive und des Honigs« (5. Buch Mose 8,8).
Die Tradition, am Beispiel eines Pessachseders auch einen Seder zu Tu Bischwat zu feiern, kennen wir aus Safed im Norden Israels. Dort haben im 16. Jahrhundert Kabbalisten diesen Seder zum ersten Mal gefeiert. Es gilt wie an Pessach, die Zusammengehörigkeit der Kinder Israel mit dem Land Israel zu verbinden. Es gibt auch »Tu Bischwat-Haggadot«, die genauso wie am Pessachseder durch den gesamten Abend führen.
Der Tu Bischwat-Seder hat in den letzten Jahren stark an Popularität zugenommen. Als Gemeindeveranstaltung ist er vielseitig; oft ist er in der heutigen Zeit auch mit einer ökologischen Botschaft erfüllt. Nach dem Vorbild des Pessachfestes werden die Teilnehmer angehalten, Teile aus der Tora und der rabbinischen Literatur zu lesen und dazu Früchte und Nüsse zu essen, die traditionell mit dem Land Israel verbunden sind.
Und so sieht, kurz beschrieben, der Tu Bischwat-Seder aus heutiger Tradition aus: Auf einem Tisch werden mehrere Teller aufgestellt, auf denen sich zum Beispiel Orangen, Granatäpfel, Bananen, Oliven Datteln, Trauben, Äpfel, Birnen, Beeren und viele andere Früchte befinden – am besten Früchte, die man dieses Jahr noch nicht gegessen hat, um den Segensspruch »Schehechejanu« (»Gelobt seist Du, unser Gott, König der Welt, der Du uns am Leben erhalten und uns diese Zeit hast erreichen lassen«) zu sagen.
Dazu werden Rot und Weißweine bereitgestellt, die dazu einzeln, aber auch vermischt getrunken werden, um die einzelnen Jahreszeiten zu symbolisieren – vier Becher Wein insgesamt. Zu jeder Art von Früchten werden Segenssprüche rezitiert, dazu Lieder gesungen. Die frühen Zionisten sahen in Tu Bischwat eine ideale Gelegenheit, um die Bepflanzung von Eretz Israel voranzutreiben. Dies war nicht nur zur Wiederherstellung eines ökologischen Gleichgewichts wichtig, sondern auch als Symbol für das erneute Wachstum und die Blüte des jüdischen Volkes, das in das Heimatland seiner Vorfahren zurückgekehrt war
Tu Bischwat soll durch die Vermittlung jüdischer Quellen das Bewusstsein für und die Sorge um die Umwelt schärfen. Ein weiterer Brauch, der auf die Umweltsensibilität der jüdischen Tradition hinweisen soll, ist es, überall dort Bäume zu pflanzen, wo Juden leben.
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