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Das Grab des sowjetischen Soldaten Michail Bodjan(a)

01.September 2012 | Beiträge – jüdisches berlin | Gedenken

In seinen Erinnerungen »Das Licht verlöschte nicht« schreibt Rabbiner Martin Riesenburger: »Ich beerdigte (…) am 22. Mai [1945] einen jungen achtundzwanzigjährigen sowjetischen Soldaten mit Namen Michael Bodjana. An einem Ehrenplatz auf unserem Friedhof erhebt sich ein Hügel über seinem Grab, und ein Denkstein kündet seinen Namen. Vielleicht weint in der Ferne eine treue Mutter um ihn.«

Das Grab dieses sowjetischen Soldaten auf dem Friedhof Weißensee ist nur wenige Meter entfernt vom Ehrenfeld für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Wiederholt hat die Forschung versucht, weitere Informationen über diesen Soldaten herauszubekommen, bisher vergeblich. Vor allem ist es nicht gelungen, Familienangehörige ausfindig zu machen.

Im Zeitalter des Internets sollte dies allerdings eher möglich sein als in den Jahrzehnten zuvor. So kann vielleicht mein Artikel, der ja in dieser Zeitschrift auch auf Russisch erscheint, helfen, das Rätsel aufzuklären, um wen es sich bei dem sowjetischen Soldaten handelt.

Der Familienname »Bodjana« klingt merkwürdig. Ich vermute, dass der jüdische Soldat Bodjan hieß; »Bodjana« wäre dann ein Genitiv. Nach meiner Kenntnis handelt es sich um einen moldawischen Familienname, aber mit Sicherheit kann ich das nicht sagen.

Das Grab des Soldaten Michail Bodjan(a) auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee.

Das Grab des Soldaten Michail Bodjan(a) auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee.

Zusammengefasst hier das Wenige, was wir wissen: Das Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde verzeichnet in seinen Registern am 30. April 1945 – acht Tage nachdem die Gestapo das Gelände fluchtartig verlassen hatte – die Aufnahme des 28-jährigen russischen Soldaten Michael Bodjan(a) aus dem Sammellager Schulstraße. Ferner ist notiert, dass er am 13. Mai 1945 an »Kreislaufschwäche, Kopfschuß und Beinverletzung« verstorben ist. Aus den Unterlagen des Jüdischen Friedhofs geht hervor, dass sehr bald ein Stein gesetzt wurde. Durch einen Befehl der sowjetischen Militäradministration waren umgehende Steinsetzungen für gefallene sowjetische Soldaten angeordnet worden.

Der Stein war im Laufe der Jahrzehnte verwittert; er wurde vor wenigen Wochen mit Mitteln des Zentralrats der Juden in Deutschland restauriert.

Es ist zu hoffen, dass wir mehr über Michail Bodjan(a) erfahren.

Hermann Simon