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Das Buch Ruth – Buch der Barmherzigkeit
01.Juni 2024 | Beiträge – jüdisches berlin | Religion
Gedanken zu Schawuot von Gemeinderabbiner Yitshak Ehrenberg
Der Brauch, das Buch Ruth (die Megilat Ruth) zum Schawuot-Fest zu lesen, ist alt und wird bereits im Traktat Sofrim erwähnt. Damals jedoch pflegte man die Megila nicht so zu lesen, wie wir es heute tun, sondern am Mozaei-Jomtow-Rishon und Mozaei-Jomtow-Scheni (am Ausgang des 1. und 2. Feiertages). Welche Zusammenhänge gibt es zwischen dem Buch Ruth und dem Schawuot-Fest? Hier nennen wir einige: Schawuot ist das Ernte-Fest: Wie es in der Tora geschrieben steht »Und das Fest der Ernte, der Erstlinge deiner Arbeit, dessen, was du ausgesät auf dem Felde...« (Exodus 23, 16) und weiter »Und ein Fest der Wochen sollst du dir machen, der Erstlinge der Weizen-Ernte...« (Exodus 34, 22). Das Buch Ruth wird auch als das Ernte-Buch betrachtet, da die gesamte Handlung während der Erntezeit stattfindet.
Das Schawuot-Fest ist außerdem das Fest derer, die zum Judentum konvertiert sind: Zu Schawuot ist auch das gesamte Volk Israel übergetreten und hat die Lehren der Tora und ihre Gebote auf sich genommen. Die Megilat Ruth ist das Buch der Konvertiten und von Ruth, der wohl bekanntesten Gióret (Konvertitin) unter ihnen, können wir über die Vorschriften des Übertrittes einiges lernen. Die geschriebene Tora hat die Ehe mit Ammonitern und Moabitern verboten: »Es soll kein Ammoni und Moabi in die Gemeinde des Ewigen kommen...« (Dt. 23, 4). Wieso durfte dann Ruth, die Moabiterin, Boas heiraten? In der mündlichen Tora, der Tora-she-be-alpé, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde (Moses erhielt sie am Berge Sinai und gab sie an Jehoshua weiter; dieser lehrte die Ältesten, die sie auch weitergaben; so wurde die mündliche Tora gepflegt und die Tradition von Lehrer zu Schüler bis zum heutigen Tag beibehalten) erfahren wir jedoch, dass zu Zeiten des Propheten Samuel die Richter erläuterten, dass nur die Heirat mit Männern aus Moab von der Tora verboten wurde, nicht die mit Frauen (siehe Traktat Jebamót). Somit war die Ehe zwischen Ruth und Boas erlaubt und bereitete David als Nachfahren von Ruth für seine Krönung als König von Israel vor. David, der zu Schawuot geboren wurde, starb siebzig Jahre später am Schawuot-Fest und die Megilat Ruth ist das Stammbuch Davids, des Sohnes Jishais.
Die wichtigste Botschaft, die wir aus Megilat-Ruth lernen, ist der Lohn für die Barmherzigen und die Strafe für die Unbarmherzigen. Elimelech, ein reicher und wichtiger Mann in Bet-Lechem, beschloss, seine Stadt und sein Land wegen einer Hungersnot, die dort herrschte, zu verlassen. Es mangelte ihm nicht an Reichtum, aber er fürchtete, dass die Armen an seiner Tür um Hilfe betteln würden. Er, seine Frau und seine beiden Söhne verließen Israel und gingen nach Moab, wo seine Söhne Moabiterinnen heirateten. Doch Elimelech verlor seinen Reichtum und starb zusammen mit seinen beiden Söhnen, so dass seine Witwe Naomi mit zwei moabitischen Schwiegertöchtern allein blieb.
Ruth, eine der beiden Schwiegertöchter, ging dann zusammen mit Naomi zurück nach Bet-Lechem. Sie verließ ihr Vaterhaus, ihr Land, und ging in ein fremdes Land, zu einem fremden Volk mit einer fremden Sprache.
Sie wollte die Schwiegermutter nicht alleine lassen – ihr Motiv war nur Barmherzigkeit.
Ruth heiratete schließlich jemanden aus der Familie von Elimelech und ihr Urenkel war König David.
Ruths Lohn für ihre Tat war, dass sie zur Stammesmutter des Hauses König Davids wurde und die Mutter des Messias, Sohn Davids. Der erfolgsverwöhnte und reiche Elimelech jedoch war vor der Barmherzigkeit geflohen, hatte all seine Besitztümer und schließlich auch sein Leben verloren.Das Schawuot-Fest ist auch ein Fest der Tora-Gebung und der Barmherzigkeit. Wie es im Talmud (Sutta) geschrieben steht: »Die Tora beginnt und endet mit der Barmherzigkeit« Daher sollte man zum Schawuot-Fest das Buch der Barmherzigkeit, das Buch Ruth, lesen.
Ein frohes Schawuot-Fest wünschen Ihnen Rabbiner Yitshak & Nechama Ehrenberg
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