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Bald sind Ferien
01.Juni 2021 | Beiträge – jüdisches berlin | Jugend
Das hoffentlich endgültige Ende eines Unterrichts unter Pandemiebedingungen wird von allen herbeigesehnt.
Eine Lehrerin eilt mit einem Karton Schnelltests durch die Gänge des Jüdischen Gymnasiums. Statt die Anwesenheitsliste zu kontrollieren und dann in den ersten Unterricht des Tages zu starten, wird sie den Test beaufsichtigen bzw. anleiten. Völlig unbeeindruckt und routiniert schiebt sich nun selbst ein Fünftklässler montags und mittwochs in der ersten Stunde einen sterilen Tupfer in ein Nasenloch, um den Covid19-Schnelltest vorzunehmen. SaLzH, Homeoffice, Videokonferenzen, digitale Aufgaben sind genauso geläufige Vokabeln geworden wie die entrüstete Äußerung eines Sechstklässlers: »Mama, stör mich nicht, ich bin in einem Call!«
Das sich dem Ende zuneigende Schuljahr ist noch stärker als das vergangene durch die Pandemie geprägt, zeichnet sich aber gleichzeitig durch eine zunehmende digitale Professionalität und vor allem eine große Flexibilität der gesamten Schulgemeinschaft aus.
Als am 16. Dezember 2020 alle Schulen von der Senatsverwaltung geschlossen wurden, befanden sich plötzlich alle im Distanzunterricht und es war nicht absehbar, dass dies ganze vier Monate dauern sollte. Vier Monate ohne persönlichen Kontakt zu Lehrer*innen, ohne Tafel oder Whiteboard und – was wohl am stärksten wirkte – ohne Schulfreundinnen und Schulfreunde.
Als an der Heinz-Galinski-Grundschule Ende Februar bzw. Anfang März der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden konnte, erfolgte dies glücklicherweise aufgrund der geringeren Klassengröße und der großen Räume jeweils für die ganze Klasse.
Am Jüdischen Gymnasium konnten die Abschlussklassen am 17. März 2021 mit dem Wechselmodell wieder in den Schulalltag starten. Erst am 19. April kamen dann die 7. bis 9. Klassen wieder in die Schule. Die Lehrer*innen, die gerade ihren Distanzunterricht optimiert hatten, sahen sich vor der Aufgabe, ihre Gesamtkonzept erneut den veränderten Gegebenheiten anzupassen und nun zweigleisig zu fahren: Eine halbe Klasse befindet endlich wieder im Präsenzunterricht, während die andere Hälfte zu Hause sitzt und mehr oder weniger enthusiastisch ein angeleitetes Selbststudium betreibt. An dieser Stelle setzt dann oft auch das sozialpädagogische Handeln der Lehrer*innen an, denn sie recherchieren, warum der/die eine oder andere nicht in der Videokonferenz auftaucht oder keine Aufgaben abgibt, und versuchten mit den Eltern Lösungen zu finden. Eine Lösung besteht darin, in der Schulbibliothek an einem der Computer zu arbeiten. Eine weitere Lösung besteht in der Ausleihe eines bereits im letzten Schuljahr angeschafften Tablets.
Zwei Schülerinnen des zehnten Jahrgangs haben die Auswirkungen der Pandemie auf ihre Altersgruppe im Rahmen der Präsentationsprüfung zum MSA untersucht und 162 Jugendliche zwischen 12 bis 18 Jahren befragt. 29% fühlten sich besonders gestresst. 22% klagten über Einsamkeit. Immerhin fast ein Viertel gab an, dass der Freundeskreis kleiner geworden sei. Mehr als die Hälfte der Befragten hatten Schwierigkeiten mit den zu erledigenden Aufgaben im Distanzunterricht. Auch deshalb führen Lehrer*innen in diesem Schuljahr überdurchschnittlich viele Gespräche mit Schüler*innen und Eltern.
Zum zweiten Mal finden nun die Abiturprüfungen unter Pandemie-Bedingungen statt. Dass auch hier zunächst für die 65 Abiturient*innen ein Schnelltest stattfand, bevor die Abiturklausuren starteten, versteht sich von selbst. Neu waren Tutorien in den Prüfungsfächern und Präsentationsprüfungen, die quarantänebedingt als Videokonferenz stattfanden. Auch hier zeigten alle Beteiligten ein Höchstmaß an Flexibilität, sodass die notwendige Quarantäne sich nicht nachteilig auf den Prüfungsplan der Schüler*innen auswirkte.
Wenn dann am 22. Juni abends in der Aula des Jüdischen Gymnasiums endlich die Abiturzeugnisse feierlich überreicht werden – auch hier natürlich unter Beachtung von Abstandsregeln und mit medizinischer Maske – werden sich Abiturient*innen und Lehrer*innen einig sein, dass es ein besonders anstrengendes, aber letztlich doch erfolgreiches Schuljahr war.
Hauke Cornelius
jüdisches berlin
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