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Aufnahmezentrum für jüdische Geflüchtete - Eine erste Bilanz
31.März 2022 | Pressemitteilung | Gemeinde, Gesellschaft
Jüdische Gemeinde organisiert Betreuung und zieht erste Bilanz
Seit dem 10. März arbeitet das Aufnahmezentrum für jüdische Geflüchtete im Jüdischen Gemeindehaus Fasanenstraße auf vollen Touren. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat innerhalb der ersten 14 Tage rund 1000 Geflüchtete erstbetreut und registriert. Jüdische Geflüchtete erhalten nach ihrer Registrierung im Aufnahmezentrum von Gemeindemitarbeitern und Freiwilligen koschere Mahlzeiten, ein Begrüßungspaket mit Hilfsgütern, die Vermittlung einer temporären Unterkunft, sowie weitere Hilfe, Beratung und Unterstützung. Rund 150 Geflüchtete wurden bereits von der Gemeinde in Hotels unweit des Gemeindehauses untergebracht.
Durchschnittlich kommen pro Tag über einhundert Geflüchtete in das Gemeindehaus, sei es zu Beratungsgesprächen, zum koscheren Mittagessen oder um Kleiderspenden, Lebensmittel und Hygieneartikel zu erhalten. Insbesondere die Mitarbeiter der Sozialabteilung der Gemeinde leisten dabei Außergewöhnliches. Durch ihre über alle Maßen engagierte Arbeit können vor Ort täglich bis zu 40 geflüchtete Familien persönlich beraten und betreut werden.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Dr. Gideon Joffe, hatte sich frühzeitig für die schnelle und unbürokratische Einrichtung des Aufnahmezentrums im Gemeindehaus eingesetzt, denn die humanitäre Krise in der Ukraine bedrohe die Sicherheit und das Leben aller Menschen dort. „Dies verlangt von uns umgehende und tatkräftige Unterstützung“, so Dr. Joffe. Wichtig sei es auch, dass jüdische Geflüchtete nur dort untergebracht würden, wo es auch große funktionierende Gemeinden, mit Kindergärten, Schulen und Synagogen gebe. „Sonst gehen sie dem Judentum verloren,“ betonte der Gemeindevorsitzende.
Das Jugendzentrum „Olam“ der Jüdischen Gemeinde ist mit vielen Freiwilligen vor Ort und hat im Gemeindehaus eine Kinderspieleecke und ein Kinderprogramm eingerichtet. Zudem wurde eine erste Willkommensklasse für sechs- bis elfjährige geflüchtete Schüler in der gemeindeeigenen Heinz-Galinski-Grundschule eröffnet. Eine weitere für ältere Schüler soll demnächst im Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssohn folgen. Ab Anfang April wird die Gemeinde auch spezielle Deutschkurse für Geflüchtete anbieten, zum einen über ihr Familienzentrum Zion und zum anderen über die Jüdische Volkshochschule, die ebenfalls im Gemeindehaus beheimatet ist.
Für Gemeinde-Geschäftsführerin Milena Rosenzweig-Winter, die selbst ukrainische Wurzeln hat, ist die Arbeit des Aufnahmezentrums eine Herzensangelegenheit: „Oberstes Gebot ist es, den Notleidenden zu helfen. Natürlich unterstützen wir in der Erstversorgung auch nichtjüdische Geflüchtete, die wir dann aber an staatliche Stellen weiterleiten.“ Wie viele der jüdischen Geflüchteten letztlich in Deutschland bleiben und wie viele noch kommen werden, ist noch unklar.
Rund 170 Geflüchtete haben bereits einen Antrag auf Gemeindemitgliedschaft gestellt. Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin kann werden, wer nach dem jüdischen Religionsgesetz als jüdisch gilt, also eine jüdische Mutter hat. Unabhängig davon sind rund 650 der registrierten Geflüchteten aufgrund ihrer jüdischen Abstammung berechtigt, einen Antrag auf Zuwanderung nach Deutschland im vereinfachten Verfahren direkt bei der Jüdischen Gemeinde zu stellen. Die Jüdische Gemeinde nimmt dabei eine Vorprüfung vor, die Entscheidung, ob die Voraussetzungen für die jüdische Zuwanderung erfüllt sind, trifft jedoch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Schätzungen zufolge könnten bis zu 5000 Menschen an einer Zuwanderung interessiert sein.
Die Spenden- und Hilfsbereitschaft, nicht nur der Gemeindemitglieder, sondern aller Berlinerinnen und Berliner, ist nach wie vor überwältigend. Aktuell sucht die Gemeinde dringend nach russischsprachigen Freiwilligen, die vorab geschult werden und die Geflüchteten bei Behördengängen begleiten und unterstützen können. Freiwillige melden sich bitte unter Tel.: (030) 880 28 - 169, oder E-Mail: Freiwillige@jg-berlin.org.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist im stetigen Austausch mit den zuständigen Senatsverwaltungen, um weitere Unterstützungsmaßnahmen abzusprechen und zu koordinieren. Über ihre Sozialabteilung unterstützt die Gemeinde auch die Erstaufnahmeeinrichtung in Reinickendorf, u.a. durch die Vermittlung von Dolmetschern. Die Gemeinde hat eine Spendenannahmestelle und ein Spendenkonto eingerichtet und koordiniert die Freiwilligenarbeit.
Das Aufnahmezentrum ist erreichbar unter: Tel: (030) 880 28 - 0 und E-Mail: ukraine-hilfe@jg-berlin.org.
Spendenkonto:
Jüdische Gemeinde zu Berlin
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE12 1002 0500 0003 142
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