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»Auf eine gute, starke Gemeinde!«
01.Januar 2013 | Beiträge – jüdisches berlin | Gemeinde
Die Jüdische Gemeinde verlieh ihren Integrationspreis 2012 und begrüßte neue Mitglieder
»Masl tow!«, ruft Rabbiner Ehrenberg vom Rednerpult im Großen Saal des Gemeindehauses. »Unsere Gemeinde wächst und ich wünsche uns eine gute, starke, zusammenhaltende Gemeinde!« Neben den rund 100 neuen Mitgliedern, die der Gemeinde im Jahr 2012 beigetreten sind, sind auch ihre Freunde und »alte« Gemeindemitglieder zur Willkommensfeier am Abend des 18. Novembers gekommen. Und die ist gelungen – mit feierlichen, aber nicht allzu langen Reden, mit Musik und Tanz auf der Bühne und einem ansprechenden Buffet im Foyer.
Rabbiner Jitshak Ehrenberg betonte in seiner Ansprache, dass Juden durch alle Zeiten Meister der Integration gewesen seien. Seit 2000 Jahren müssten sie von einem Land zum anderen wandern und manchmal zurück, Gesetze und zum Teil Sitten des jeweiligen Landes annehmen.
Aber wie ist es zu schaffen, sich einerseits zu integrieren und andererseits die eigene Identität nicht zu verlieren? Der Rabbiner leitete die Antwort aus der biblischen Geschichte von Jakob ab: Wichtig sei es, dass »es (immer) einen Ort gibt, an dem sich Juden versammeln können, ein Gemeindehaus, eine Synagoge«. Er freue sich, hier so viele Zuwanderer und Neumitglieder zu sehen, beendete er seine Rede, und hoffe, sie alle auch in Zukunft in der Synagoge zu treffen.
Der Gemeindevorsitzende Dr. Gideon Joffe sagte, dass es auch nicht immer gelinge, das perfekte Beispiel für einen religiösen Juden abzugeben, aber er sei der festen Überzeugung, dass die jüdische Tradition und die damit verbundenen religiösen Werte oberste Priorität im Leben haben. Und die Jüdische Gemeinde in Berlin werde die Einheitsgemeinde bleiben, die allen die Möglichkeit biete, sich religiös und kulturell zuhause zu fühlen, ganz gleich, welcher religiösen Richtung sie sich zugehörig fühlten. Deswegen freue er sich umso mehr, so viele neue Gesichter zu sehen.
Diesen Gedanken führte die Integrationsdezernentin Milena Winter fort: »Unsere Gemeinde ist das Beispiel für gelungenes Multikulti: wir haben Menschen verschiedener religiöser Richtungen, aus verschiedenen Ländern, immigriert in verschiedenen Zeiträumen«. Integration solle auf Basis der Hilfe zur Selbsthilfe funktionieren. Und in diesem Sinne sei die Entscheidung des Vorstandes über den diesjährigen Träger des Integrationspreises auf Evsej Lekach, den Vorsitzenden des Klubs »Massoret«, gefallen. Der Integrationspreis wird von der Berliner Jüdischen Gemeinde an ehrenamtlich tätige Personen für hervorragende Leistungen in diesem Bereich verliehen. Auf Initiative der Integrationsdezernentin Milena Winter fand die Preisverleihung erstmals im größeren Rahmen mit einer öffentlichen Festveranstaltung und einem feierlichen Programm statt.
Schirmherrin der Preisverleihung war die Berliner Arbeits- und Integrationssenatorin Dilek Kolat. Überreicht wurde der Preis von der neuen Berliner Integrationsbeauftragten Dr. Monika Lüke und Integrationsdezernentin Milena Winter. Diese erklärte: »Mit Evsej Lekach zeichnen wir einen Menschen aus, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, jüdische Kultur und Traditionen an andere weiterzugeben. Dabei hat er einen wertvollen Beitrag zur Integration der russischsprachigen Neueinwanderer geleistet«.
Die Integrationsbeauftragte Dr. Lüke sagte: »Die Jüdische Gemeinde kann bei ihrer Integrationsarbeit auf eine jahrhundertealte und erfolgreiche Tradition zurückblicken. Menschen wie Evsej Lekach und der Klub Massoret erleichtern durch ihr unermüdliches Engagement jüdischen Neuberlinern den Start in ihre neue Heimat«.
Der 1935 in Polen geborene Lekach wurde während des 2. Weltkrieges nach Russland evakuiert. Er studierte in Riga Medizin und arbeitete dort 30 Jahre lang als Oberarzt. Sofort nach seiner Einwanderung 1998 hatte er begonnen, sich ehrenamtlich zu engagieren, zunächst als Mitglied und seit sieben Jahren als Vorsitzender des Traditionsclubs »Massoret«. Hier treffen sich aus der ehemaligen UdSSR zugewanderte Senioren zu Lesungen, Vorträgen, Konzerten und gemeinsamen thematischen Ausflügen. Ein sichtlich bewegter Preisträger dankte seiner Frau Tatjana für ihre Unterstützung, den anderen 240 Klubmitgliedern für das Vertrauen und die Treue und der Gemeinde für die Möglichkeit, diese wichtige Aufgabe – das Erlernen und Erhalten der Tradition – erfüllen zu können.
Auch das Programm konnte sich sehen und hören lassen: von Jazz (»Adon Olam« in der Interpretation von Maxim Varshavsky und Igor Osipov) über Rock (mit der Kids Groove Band der Musikschule von Stas Varshavsky) bis zur Klassik sowie israelischer und jüdischer Musik. Drei Tanzgruppen und zwei Chöre – unter anderem der Jüdische Kinderchor, das Kinderensemble »Bim Bam« sowie das Tanzensemble »Hatikwa« – und viele Unterstützer hinter den Kulissen stemmten das vielfältige Programm für die Gäste, die nicht nur aus der früheren Sowjetunion stammen, sondern auch aus vielen anderen Ländern. So wie Jeremy K. – er kam vor einem Jahr aus Israel nach Berlin, geboren ist er in Neuseeland. Er ist Student an der Chabad-Jeschiwa und am Touro-College. Nach einer kurzen Bedenkzeit entschied er sich, der Einheitsgemeinde beizutreten, um in Berlin dazuzu gehören.
Irina Leytus
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