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Auf Augenhöhe
29.Mai 2009 | Beiträge – jüdisches berlin | Jugend
Das Programm »Bar/Bat Mizwa für das besondere Kind«
David ist 14 und er ist etwas Besonderes, heute wird er Bar Mizwa. Für den taubstummen Jungen war dies lange ein Traum, der nicht sicher zu erfüllen war. Jetzt kann, dank eines besonderen Programms von Masorti Israel, auch er diesen Schritt in die Gesellschaft der Erwachsenen gehen. Und er ist so stolz darauf, auf diesem – für andere Kinder so normalen – Weg seine Jüdischkeit leben zu können. In Anlehnung an die Arbeit von Masorti hat sich auch der Sozialausschuss der Berliner Jüdischen Gemeinde mit diesem Thema beschäftigt. Wie kann man behinderten Kindern in Berlin zu einer eigenen jüdischen Identität verhelfen? Welche Schwierigkeiten ergeben sich dabei? Der erste Schritt muss für die Kinder ganz klar die Chance sein, angepasst an ihre individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten Bar/Bat Mizwa zu werden. Wie das auch in unserer Gemeinde als erster deutschen Gemeinde mit einem solchen Programm aussehen kann, wird derzeit im Ausschuss beraten. Fest steht, dass eine solche Arbeit nur unter Einbeziehung der Eltern, die die Bedürfnisse und Fähigkeiten ihrer Kinder am besten einschätzen können, und mit Sonderpädagogen in Zusammenarbeit mit den Bar Mizwa-Lehrern möglich ist. Und es gehört eine gute Portion Kreativität dazu. Zum Beispiel kann es passieren, dass ein körperbehindertes Kind nicht auf die Bima kommt und die Zeremonie andernorts abgehalten wird, ein autistisches Kind nur einen auf seine Fähigkeiten zugeschnittenen Teil lernen kann oder aber aufmerksamkeitsgestörte Kinder Probleme haben, vor großen Menschenmengen zu agieren. Darauf muss mit viel Flexibilität in Bezug auf Zeit und Ort der Feierlichkeit eingegangen werden können.
All dies soll aber für die Kinder kein Hindernis sein, ihre jüdische Identität zu entwickeln. Vielmehr sind es besondere Bedürfnisse, auf die die Gemeinde gebührend einzugehen hat, wie auch der Name des Projektes ausdrücken will.
So steht nun auch David auf der Bima, wartet auf das Handzeichen des Rabbiners und legt alsbald los, aus der Tora zu »lesen« – in Zeichensprache!
Nicht nur die »besonderen« Kinder, auch ihre Altersgenossen und die Betergemeinschaft, vor allem aber auch die Eltern können aus der gemeinsamen Arbeit mit ihnen lernen und profitieren. Gibt es einen besseren Weg, Menschen die Wichtigkeit und Freude der Ausübung der Mizwot beizubringen?
Aaron Hoffmann, Vater eines geistig behinderten Kindes, berichtete auf einer Elternversammlung in Israel: »Keine Worte können beschreiben, welches Glück und welche Aufregung wir während des gesamten Prozesses und besonders während der Zeremonie spürten… diese Erfahrung brachte uns auf Augenhöhe mit anderen Familien… er verdient es, genauso zu feiern wie alle anderen auch… als er zur Thora aufgerufen wurde und wir ihm zur Bima folgten… fühlte ich mich als würde ich G’tt begegnen.«
Nadine Bose/Rabb. Gesa Ederberg
_»Bar/Bat Mitzwa für das besondere Kind«: Ansprechpartner Lala Süsskind, über Vorstandsbüro 88 02 8-232
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