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Antisemitismus-Rekord Mai 2021

01.Januar 2022 | Beiträge – jüdisches berlin | Gesellschaft

In ihrem im Dezember erschienenen Halbjahresbericht für Januar bis Juni 2021 dokumentierte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS Berlin) 522 antisemitische Vorfälle, davon 211 alleine im Mai, so viele wie nie zuvor binnen eines Monats seit Gründung der RIAS. 

Festzuhalten ist, dass jüdisches Leben fast zeitgleich aus mehreren politischen Richtungen angegriffen wurde: Wie bereits 2020, werden aus Teilen des »Querdenker«-Milieus antisemitische Verschwörungsmythen propagiert sowie die Schoa und die NS-Zeit relativiert und bagatellisiert. Ab Mai wurde darüber hinaus der israelbezogene Antisemitismus wieder zu einer massiven Bedrohung. Gleichzeitig wurde uns empfohlen, Symbole jüdischer Identität wie den Davidsstern zu verbergen, weil diese »provozieren« könnten. 
Provozieren wir
– wenn am Bahnhof Zoo auf der Music-Box »Ya Habibi Tel Aviv« läuft?
– wenn wir am Helmholtzplatz Kippa tragen?
– wenn wir am Hermannplatz ein Magen David tragen?
– wenn an unseren Türen eine Mesusah hängt?
– wenn wir an Jom Kippur nicht am Schulunterricht teilnehmen?
– wenn eine Hebräische Bibliothek betrieben wird?
Das alles erinnert an Zeiten, in denen Frauen die Mitschuld an einer Vergewaltigung gegeben wurde, weil sie angeblich die falsche Kleidung getragen hätten.
Golda Meir sagte vor über 50 Jahren, als es in Israel zu Angriffen gegen Frauen kam und ein Minister im Kabinett eine Ausgangssperre für Frauen vorschlug: »Es sind die Männer, die Frauen angreifen und wenn es eine Ausgangssperre geben soll, lassen Sie die Männer zu Hause bleiben, nicht die Frauen.«
Es wäre kein schlechter Anfang, wenn die, die »Kindermörder Israel« skandieren, mal einen Monat Hausarrest bekämen. Denn nicht diejenigen, die angegriffen werden, sollten gemaßregelt werden, sondern die, die angreifen. 
Wir wollen eine Stadt, in der man überall unbehelligt Kippa, Magen David, Kreuz, Dastar oder Hidschab tragen kann.
Dies kann nur dann geschehen, wenn man all die Hassenden, denen man bislang freie Bahn ließ, in die Schranken weist.
Sigmount Königsberg

 

Antisemitismus-Rekord Mai 2021