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»15 Jahre von 120«
01.Juni 2012 | Beiträge – jüdisches berlin | Religion
Chabad feiert das 15-jährige Bestehen seines Berliner Zentrums
Licht über Dunkelheit, soll der 7. Rebbe Mendel Menachem Schneerson s.A. gesagt haben, und schickte Männer und Frauen, die Schlichim-Gesandten, in alle Himmelsrichtungen. Sie sollten jüdisches Leben stärken, der Vernichtung zum Trotz. Sie sollten ein jüdisches Zuhause bauen. Auch in Berlin, wo der Rebbe Ende der 1920er Jahre Mathematik und Ingenieurswesen studierte und sein theologisches Wissen vertiefte, bis er vor den Nazis nach Paris floh.
Vor dem Mauerfall sandte er Emissäre in die noch geteilte Stadt. Seit 15 Jahren gibt es Chabad Berlin, die jüdische Bildungs- und Gemeinschaftseinrichtung. 2007 wurden das Szloma-Albam-Haus und das Chabadzentrum mit Synagoge und Mikwe eröffnet, sowie ein Restaurant und Jugendeinrichtungen. Der energische Rabbiner Yehuda Teichtal, seine Frau Leah und ihre Mitstreiter haben vieles bewirkt, Teichtals fünf Kinder bringen sich auf ihre Weise ein. Heute ist das alte Umspannwerk in der Münsterschen Straße 6 eines der größten jüdischen Bildungszentren Europas und Begegnungsstätte der Kulturen. Besuche von muslimischen und christlichen Schülern gehören dazu.
Die Philosophie der Bewegung gab dem Berliner jüdischen Leben Impulse. Nicht nur das Zentrum in Wilmersdorf, auch die Jüdische Traditionsschule als staatlich genehmigte Ersatzschule, der Kindergarten, die akademische Lehranstalt Yeshiva Gedola, deren Studierende zugleich am Touro-College Abschlüsse erwerben können und die jüdischen Studenten aller Universitäten, die in der Yeshiva ihre Kenntnisse in jüdischer Religion, Geschichte oder Tradition vertiefen, belegen das. Selbst Gegner der religiösen Gemeinschaft bestaunen deren Erfolge.
Chabad, Akronym für Chochma (Weisheit), Binah (Verstehen) und Da’at (Wissen), Motto für weltweit etwa 4 000 Gemeindezentren, die Vorträge, Tora, Talmud und Studien bieten, wo diskutiert und nach jüdischen Antworten auf historische und aktuelle Probleme, Fragen des Alltags und der Lebensweisen gesucht wird. Frauen und Männer sind gleichermaßen respektiert und arbeitsteilig engagiert. Nicht immer haben Chabad-Häuser wie das in Berlin Synagoge und Mikwe unter ihrem Dach, nicht überall sind Gärten, Computerplätze für Jugendliche, Seminarräume, Küche, Restaurant, Aufenthaltsbereiche, Büros und Gästezimmer. Die Angebote aber stehen allen zur Verfügung, öffentliche Straßen- und Kinderfeste belegen das. Chabad-Rabbiner und ihre Frauen helfen gern, auch durch Krankenbesuche, Betreuung jüdischer Häftlinge und Beratung in Familienangelegenheiten. Nichts ist ihnen zu anstrengend, und auch in Berlin stärken Freiwillige die Programme und Aktivitäten. Niemand weiß, wie groß Berlins jüdische Bevölkerung ist oder wie groß sie in einigen Jahren sein wird. Chabad investiert in die jüdische Zukunft.
Heute ist Chabad ein wesentlicher Bestandteil des jüdischen Lebens in Berlin. Vor einem Jahr wurde ein zweites Chabad-Haus nahe des Alexanderplatzes eröffnet. Israelis finden hier ein modernes und traditionelles Zuhause, wo Hebräisch gesprochen wird und eine junge Familie zu Schabbat und Feiertagen Gottesdienste, koscheres Essen und die jeweilige soziale Gemeinschaft betreut. Die nächste Eröffnung wird ein studentisches Zentrum sein, mit einem weiteren jungen Paar, das nach Berlin kommt, und die bunt gesprenkelte jüdische Landkarte der Stadt erhält den nächsten Tupfer.
Wer zum Chabad-Gottesdienst geht, erlebt Menschen, die viele Sprachen sprechen, Studenten, Familien, Kinder, Durchreisende und Stadtbewohner. Das Prinzip Chabad ist eine gesellige Lebensform unterschiedlichster Menschen. Berlins Chabad ist Leitbild und das größte der 17 Zentren in Deutschland, ein erstaunliches und beeindruckendes Unternehmen. Seit 15 Jahren regt es auch dazu an, sich mehr mit der Jüdischkeit zu beschäftigen. 120 Jahre sind zu wünschen!
Irene Runge
jüdisches berlin
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